Allgemein Begegnungen Musik

Oper aus anderer Perspektive

19. Januar 2014

Ich hatte riesengroßes Glück! Das Glück, nicht weniger als drei Produktionen begleiten zu dürfen, jeweils den Aufbau und das Entstehen zu sehen, die Akteure vor und hinter der Bühne zu treffen und zu erleben, etliche Aufführungen zu sehen.“Tosca“, „Fidelio“ und „Carmen“ waren genau die Produktionen der Heidenheimer Opernfestspiele, für die ich für das opernwerkstatt-Blog fotografieren, filmen, schreiben und twittern durfte.  Wer einmal in einer wunderbaren Sommernacht eine Open-Air-Aufführung im Rittersaal von Schloss Hellenstein erleben konnte, wird dieses Erlebnis kaum mehr vergessen.

Entstanden war die Idee für das Engagement auf dem Blog, Twitter, Facebook und Youtube aus einem Small Talk mit Marcus Bosch,  zu dem Zeitpunkt frisch gekürter Künstlerischer Direktor der Opernfestspiele, während eines Empfangs des Heidenheimer Gewerbevereins. Der Start: Ein Experiment, von dem zu Beginn niemand wusste, was am Ende herauskommen konnte.

Als ich schließlich vor fast anderthalb Jahren der schwäbischen Ostalb (und damit der opernwerkstatt) den Rücken kehrte, hatte ich viel erfahren und erleben können. Allen voran konnte ich mit Martin Philipp, Hermann Schneider und Joachim Rathke drei Regisseure kennen lernen, die allesamt die wunderbare Gabe haben, innerhalb einer recht kurzen Zeit eine Idee auf die Bühne zu stellen. Zusammen mit einem Team aus Bühnenbildner, Kostümbildner, Maske, Technik und einer unglaublich guten Organisation waren es immer die aufregendsten Wochen, in denen von den ersten Sitzproben bis zur Generalprobe eine komplette Opernproduktion entstand.

Dass es nicht nur in der „Hauptsaison“ etwas zu berichten gab, war der Idee des heutigen Nürnberger Generalmusikdirektors Marcus Bosch zu verdanken, der schon lange zuvor in Heidenheim seine Mitstreiter ein ums andere Mal vor Publikum an den Herd bat, um gemeinsam zu plaudern und zu kochen. Die „Helden am Herd“-Reihe ist mir noch heute ebenso lebhaft in Erinnerung, wie eine Reihe von phantastischen Konzerten und etwa unglaublich spaßige Proben und Aufführungen der Kinderoper, oder auch das ein oder andere Foto oder ein Gespräch. Eine jahrhundertealte Geige eines großartigen Geigers sehen zu dürfen war ebenso spannend wie das wunderbare Gespräch mit einer der weltbesten Trompeterinnen.

Tücken der Technik, besonders bei Mikrofonen, sind mir heute noch lebhaft in Erinnerung wie einige zähe Stunden, das Material zu schneiden und zu bearbeiten. Genauso in Erinnerung sind Menschen, die dem Internet nur zaghaft oder auch ablehnend gegenüber stehen. Oder großartige Ideen, die am Ende noch nicht mal mit einem Geräusch verpufften, alles erlebt. Es waren spannende Zeiten.

Hatte ich bis dahin nicht besonders viel Ahnung vom Thema Oper (habe ich auch immer noch nicht!), kannte ich nach den Jahren großartige Sängerinnen und Sänger, die gemeinsam mit Marcus Bosch und den Orchestern Spaß daran hatten, großartige Kunst in den Ruinenmauern des Schlosses aufzuführen. Und manchmal, gern gestanden, mochte ich die besondere Atmosphäre hinter den Kulissen während einer Aufführung noch mehr als den Genuss von der Tribüne. Schorsch sei Dank! (Insider!)

Dass ich darüber hinaus sehr viele interessante und liebenswerte Menschen aus der Kulturszene in Deutschland kennen lernen konnte, ist ein weiteres schönes Ergebnis dieser Jahre, von denen ich noch heute profitiere. Dem Netz sei dann noch dafür gedankt, dass man sich immer wieder mal über den Weg läuft, unabhängig von jeder wirklichen Entfernung.

Heute weiß ich sehr wohl, welches Rädchenwerk notwendig ist, eine solche Produktion auf die Bühne zu stellen. Mein Dank gilt noch heute Marcus und Oliver, und allen weiteren Beteiligten, die sich damals gern der Kamera oder auch dem Notizblock gestellt haben, damit die opernwerkstatt eine andere Perspektive bieten konnte. Nachdem die werkstatt im letzten Jahr pausieren musste, ist immer noch Hoffnung, dass sie insbesondere im Jubiläumsjahr wieder lebendig werden kann. Meiner Meinung nach tut es insbesondere der Kultur sehr gut, sie lebendig und anfassbar darzustellen, sie ins Gespräch auf allen Kanälen zu bringen, vielleicht damit den ein oder anderen zu Besuch von Theater, Oper, Ausstellung oder Aktion zu bewegen.

cdv!

Ein sehr gern geschriebener Beitrag für die Blogparade „Alles „nur“ Theater?!“, die die liebenswerte Katrin Schröder ins Leben gerufen hat.

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  • Katrin Schroeder 20. Januar 2014 at 12:24

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag zu unserer Blogparade! Er gibt einen sehr lebendigen und interessanten Blick hinter die Kulissen der Heidenheimer Opernfestspiele!
    Auch wir hoffen, dass die opernwerkstatt in diesem Jahr wieder viele Geschichten erzählen wird …
    Viele Grüße aus Heilbronn