Es ist einer der schönsten Tage im beginnenden Frühling. Vor einigen Minuten saß ich draußen auf der Terrasse, auf einen Kaffee und eine Zigarette. Vielleicht hole ich gleich noch das Rad hervor. Und sonst warte ich.
Ganz ehrlich: Es macht mich bekloppt gerade. Nach mehr als einem Monat und damit der letzten Infusion der Chemo-Therapie gegen den Hodenkrebs habe ich bis heute kein Ergebnis. Aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen kann das St. Marien-Klinikum in Amberg, in dem ich meine Cocktails „genossen“ habe, nicht die Nachsorge übernehmen. Leider hat mir das vorher niemand gesagt, so dass ich erst nächste Woche einen mir bisher nicht bekannten Urologen aufsuchen darf. Dieser wiederum wird dann wohl einen CT-Termin anberaumen, mich zur Ader lassen, Sonographie. Also, weiter warten.
Fakt: Kein Ergebnis bisher. Die Chancen somit: Für mich noch immer 50:50, auch wenn von den behandelnden Ärzten leichte Zuversicht versprüht wurde.
Stand der Dinge
Großer Fortschritt ist gerade, dass ich keinen Mittagschlaf mehr mache. Vor wenigen Tagen habe ich eine Geh-Runde von einer Stunde geschafft; der Muskelkater am nächsten Tag war leichte Strafe dafür. Für viele Dinge oder zu viele Dinge am Tag ist noch keine Kraft da. Die Finger sind derzeit noch etwas geschwollen. Hier wollen abgestorbene Nervenzellen wieder wachsen. Über der Oberlippe ist in den letzten Tagen ein ganz leichter Flaum gewachsen. Mein 15-jähriger Junior und ich teilen uns die Freude über das gleiche Erlebnis. Der verlorene Geschmack auf der Zunge ist ein wenig zurück, tanzt ab und an Polka, weil heute so, und morgen so. Wenn ich zwei Fenster geputzt habe, brauche ich eine längere Pause. Sonst sehe ich Sternchen.
Was war
Die letzten Wochen waren tatsächlich sehr, sehr mühselig. Vermutlich habe ich in meinem Leben noch nie so viel geschlafen. Immerhin habe ich das meiste ohne Hilfe meistern können. Mit den allerbesten Freunden habe ich ab und an telefoniert. Sehr kurze Spaziergänge, einige Bücher, wenige Filme, viel Sinnieren. Besonderen Dank gilt der kurzfristig gewährten Gastfreundschaft und Sofa-Überlassung. Dank auch für die Möglichkeit, mit etwas Textkorrektur Hilfe leisten zu können. Vieles, was ich in den letzten Monaten gelernt und (nicht) erfahren habe, möchte ich hier gar nicht beschreiben. Dafür ist das Frühlingswetter heute viel zu schön, die Laune viel zu gut.
Und nun?
Weiter warten. Wie oben schon beschrieben, zunächst auf die anstehenden Untersuchungstermine. Am liebsten hätte ich ein Ergebnis. Weil ich doch den Ordner auf meinem Desktop demnächst wieder löschen möchte. Vielleicht gibt es dann noch eine Reha-Maßnahme. Demnächst werde ich einige Tage in Berlin warten; ich brauche nur bitte auf der #rp10 (#rpTEN) häufiger mal ein Stühlchen. Danke. :)
cdv!
Lieber Christian,
wir werden in Berlin gut auf dich aufpassen und dir gerne mal einen Stuhl hinrücken. Es freut mich sehr, dass es dir gut genug geht, um zur #rpTEN zu kommen!
Die Warterei würde mich wahnsinnig machen. Ich drücke dir die Daumen, dass man dir bald erklärt, was Sache ist – und dass diese Sache eine gute ist.
Bis bald!
Hallo Christian,
wir sind auch in Heidenheim gedanklich bei dir und wünschen alles Gute. Ungewissheit ist etwas unangenehm Ungewöhnliches. Und ich drücke dir alle Daumen. Ich freue mich immer sehr, etwas von dir zu lesen und zu wissen wie es dir geht.
Viele Grüße aus dem Schwabenländle
Mirjam