So ein Blog fordert schon. Und 2015 war eh nicht das Jahr der Bloggerei; es gab genügend andere Dinge, die mir wichtiger waren. Andererseits: Das Jahr 2015 wird nicht zu den Highlights in meinem Leben zählen. Das ist schon beschlossene Sache. Also, Rückblick, schon chronologisch, aber nicht sklavisch.
Dumme Jungs
Stellt euch zwei Jungs vor, die endlich mal einen ganzen Tag miteinander verbringen. Sie kennen sich noch nicht ganz so lange, und nutzen nun den Tag, sich gegenseitig etwas zu erzählen. Sie kleben förmlich aneinander, berichten, schauen dem Geschehen zu, witzeln jede Menge, und bestätigen sich gegenseitig. Sie lästern auch, sind sich ihrer Sache sehr sicher. Zufrieden gehen sie am Abend auseinander. Beide Jungs sind so um die 60 Jahre alt. Warum sie in meinem Jahresrückblick auftauchen, kann ich an dieser Stelle nicht näher erklären. Aber die beiden haben für einen schlechten Jahresstart gesorgt. Dass weiß ich heute.
Der Beginn eines langen Abschieds
Abschiede sind seit vielen Jahrzehnten immer wieder Thema meines bewegten Lebens. Manchmal sieht man sie kommen. Diesen hatte ich so nicht erwartet. Der Abschied aus einer erst gestarteten Beziehung, die im Sommer des letzten Jahres mit wunderbaren zarten Banden begonnen hatte. Der Abschied hat viele Monate gedauert, weil ich ihn nicht verstehen konnte. Heute kann ich ihn sogar sehr gut verstehen, was nichts daran ändert, dass dieser Abschied einfach weh getan hat.
Überblick und Inspiration: #re:publica
Für mich ist es seit sechs Jahren eine Pflichtveranstaltung, ich möchte sie nicht mehr missen: Die re:publica in Berlin. Sie ist eins der wichtigsten Events zum Thema „Digitale Gesellschaft“. Was sich in 2015 erneut bestätigt hat, weil die Gespräche, die ich dort führte, mich inspiriert und geprägt haben, weil sie mich nach vorn brachten. Eines der wenigen Highlights des Jahres. Das Treffen vieler netter Menschen ist dabei ein sehr angenehmer und wichtiger Rahmen, den ich auch nicht mehr vermissen möchte. Für 2016 ist es erklärtes Ziel, bis dahin wieder so fit zu sein, dass ich daran teilnehmen kann.
Projektstart
Endlich, es geht weiter. Leider hat es lange gedauert, nun schrauben die HTML-Schrauber am neuen Onetz. Es wird wieder analysiert, gefragt und aufgenommen, was es mit dem derzeitigen Auftritt auf sich hat; besonders aber: Wie es in Zukunft aussehen soll. Mein Team kann es kaum erwarten, der alten Kiste endlich den Rücken zudrehen zu können.
Was für ein Theater!
Ganz ehrlich: Das wahre Highlight des Jahres. „Der Wittiber“ von Ludwig Thoma, aufgeführt im Museum in Neusath-Perschen. Und ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommen würde. Am Ende: Es war großartig. Ein starkes Ensemble, ein kluges Team, eine wunderbare Kulisse, für genau vier Aufführungen einer Wiederaufnahme, die ich zum ersten Mal in meinem Leben als Statist ein ganz klein wenig mitgestalten durfte.
Die Sommergrippe
Der Plan, direkt nach der letzten Vorstellung des „Wittiber“ in den Urlaub zu starten, ging ziemlich heftig in die Hose. Premiere auch diesmal: So hatte mich noch nie eine Sommergrippe von den Füßen geholt. Bei nahezu tropischen Temperaturen dieses ungewöhnlich Sommers Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Den großen Jungen wieder schicken zu müssen, ohne einen einzigen Urlaubstag gemeinsam genießen zu können; das möchte ich nicht noch einmal erleben.
Druck und lösende Knoten
Das kennt nahezu jeder: Nach unendlichen Fragen folgen nach und nach immer mehr Erkenntnisse, sie bauen aufeinander auf. Allerdings verdichten sie einen Eindruck nicht immer zum Guten, sondern ab und an zum Schlechteren. Manchmal dauert dieser Prozess sehr lange, es fehlt der rote Faden im Geschehen. Und manchmal sieht man den nur mit Hilfe. Was mir in Erinnerung ist: der Druck, der sich dabei in mir aufbaute. Dann, nach harter Arbeit, das gute Gefühl: den roten Faden wieder zu finden, den Knoten endlich lösen zu können. Zeit, um wieder Pläne zu schmieden.
Habemus Re-Launch
Spät war er da, endlich war er da. Mitte Dezember ist das neue Onetz sichtbar geworden. Viele Monate sehr komplexer Zusammenarbeit hat seither endlich ein Gesicht. Nachdem wir viele Jahre auf einem alten HTML-Gerüst geritten waren, steht nun ein sehr komplexes System zur Verfügung, das viele neue Möglichkeiten bietet. Dass das noch etwas dauert, liegt am Prozess. Wir sind mit einer robusten Beta-Version online, und werden nun nach und nach weitere Anwendungen hinzu fügen. Wichtig ist mir dabei, dass es allen Partnern klar ist, sich hier auf neuem Terrain zu befinden. Den ein oder anderen daran zu erinnern, ja, das hilft.
Diagnose
Die Narbe an der Leiste schmerzt nicht mehr, die am Hodensack hat nur in den ersten Tagen etwas gekniffen. Es ist kaum vorstellbar, dass ich erst vor anderthalb Wochen das Wort zum ersten Mal gehört habe, als Diagnose: Hodenkrebs. Der betroffene Hoden ist schon entfernt, ich weiß etwas mehr über das Thema, es gibt noch keinen Plan für die nächsten Monate. Es fehlt noch das der histologische Befund, auch das Ergebnis der Biopsie für den zweiten Hoden. Ich habe Angst vor der Chemo. Und ich staune über mich selbst, mit welcher Ruhe und Fassung ich mittlerweile darauf zugehen kann.
Kurzum
Kein gutes Jahr im Rückblick. Ich habe noch mal sehr viel über Menschen gelernt. Auf der einen Seite Menschen, die wahrhaftig sind, die ehrlich sind, die kreativ und freudvoll sind. Auf der anderen Seite Menschen, die nur schwer Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen können, die planlos sind, Technokraten, destruktive Menschen, Menschen ohne Haltung und Rückgrat; und nur ganz wenige, die gezeigt haben, dass sie es tatsächlich sehr ehrlich meinen. Einige Dinge hätte ich in dieser Erkentnisform nicht gebraucht. Sei’s drum. Ich möchte das gern alsbald abhaken. Viel lieber möchte ich jetzt das nächste Jahr in den Angriff nehmen, das „Arschloch“ aus meinem Leben befördern, um mich dann vielen weiteren Themen widmen zu wollen.
cdv!
Ich wünsche dir ein ganz wundervolles Jahr 2016 mit viel, viel mehr Höhen als Tiefen!
Liebe Grüße.
Ganz herzlichen Dank. :)
Lieber Christian, ich wünsche Dir für das neue Jahr nicht nur, dass das mit dem Krebs „alles glatt läuft“, sondern auch neue Menschen, die Dein Leben bereichern, Deinen Enthusiasmus teilen und Dir gut tun. Liebe Grüße und bis ganz bald.