Am Ende „Bohemian Rhapsody“, tosender Beifall, Party. War’s das? War das am Ende die re:publica11, die fünfte Konferenz für Blogger und Digitales in Deutschland? Nun, das wird man sehen. Oder auch nicht. Mehr als 2500 Teilnehmer, mehr als 180 Vortragende, drei Tage lang Internetgedöns im Berliner Friedrichsstadtpalast und umzu in jedweder Form.
Und wie immer die Kritiker, die Nöler, die Konstruktiven, die Unverbesserlichen, die, wie Thomas Knüwer gut beschrieben hat, die alles immer wieder besser wissen, es laut ins Netz schreiben (… aber oft jeder Diskussion von Angesicht zu Angesicht ausweichen…) – das wird so bleiben. Immer.
Entscheidend ist nun, ob die Teilnehmer der re:publica zugehört haben.
Einem streitbaren Sascha Lobo, der sich den Spaß gemacht hat, seine Fans und Widersacher zu beschimpfen. „Dafür seid ihr nicht gut genug.“ „Da muss mehr kommen von euch.“ Geschmunzelt und gelacht habe nahezu alle. Haben sie auch begriffen, dass er das vielleicht ernst gemeint hat?
Ob die Teilnehmer einem Gunter Dueck zugehört haben, der das Internet als „Betriebssystem der Gesellschaft“ beschreibt? Der fordert, sich darauf einzustellen, das alles Wissen vorhanden ist, der fordert, andere Bildungswege zu gehen, andere Möglichkeiten zu schaffen, Abläufe zu verbessern, andere Arbeitsformen zu finden und mit der zunehmenden Automatisierung und den einhergehenden Konsequenzen umzugehen.
Entscheidend ist nun, ob die Teilnehmer der re:publica Konsequenzen aus dem ziehen, was sie in Berlin erfahren und gelernt haben. Wenn sie gelernt haben. Wenn sie begriffen haben, dass diejenigen, die das Internet als normalen Raum empfinden, noch lange nicht diejenigen sind, mit denen sie oft Tür an Tür leben.
Ob nun die „Digitale Gesellschaft“ von Marcus Beckedahl und Freunden der richtige Ansatz ist, kann ich noch nicht beurteilen, weil ich noch keine Zeit hatte, mich gründlich damit zu beschäftigen. Da kann der Lumma noch so schnell schießen, manche Dinge müssen erst mal in Ruhe überdacht werden.
Ob nun die Änderungen und Neuerungen des ZDF, die sie erfreulich präsent in Berlin vorgestellt haben, ein Schritt nach vorn sind, vermag ich auch nicht beurteilen. Dennoch sind es Ansätze, die es wert sind, überdacht zu werden. Und es sind konkrete Ansätze, mit denen man sich befassen kann.
Die generelle Frage ist, wie wir mit dem Internet in dieser Gesellschaft umgehen. Wie können wir die altvorderen Politiker, die diesbezüglich nur Macht im Kopf haben, gegen jene austauschen, die ein Interesse daran haben, mit dem „Betriebssystem Internet“ eine Gesellschaft und all ihre Anforderungen zu organisieren. Dass die politischen Wege nicht mehr zur Schnelligkeit der technischen Möglichkeiten passt, wird dabei immer mehr offensichtlich. Und ist damit nicht nur einer der noch zu klärenden Punkte.
Entscheidend ist, dass die re:publica dazu beitragen kann, Fragen zu stellen, Diskussionen zu beginnen, eine Plattform zu bieten, um mögliche Ideen und Lösungen vorstellen zu können. Dabei brauchen wir nicht über Raumgrößen streiten, über technische Unzulänglichkeiten, über die Organisation (das machen die Macher schon selbst….). Denn es war, ingesamt betrachtet, großartig organisiert, und bietet bisher die einzige nennenswerte Plattform für einen lebendigen und konstruktiven Austausch.
Mein Fazit: Wir brauchen die re:publica. Und wir brauchen mehr Konsequenz daraus.
cdv!
Hier gibt es noch eine ganze Reihe von weiteren Meinungen zur re:publica ’11
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