Allgemein Musik

Chorgesang

25. April 2011

Singen ist gesund, hilft Ängste abbauen und macht glücklich. Wann haben Sie das letzte Mal gesungen? Unter dem Weihnachtsbaum, beim Duschen oder vor vielen Jahren als Schüler? Das wäre schade, denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Singen und Musik soziale, psychische und körperliche Gesundheit fördern. Die Abwehrkräfte des menschlichen Körpers werden schon nach 20 Minuten Singen aktiviert, das Stresshormon Adrenalin abgebaut und die Sauerstoffversorgung der Organe verbessert. Und als Draufgabe macht Singen auch noch Spaß.

Man mag über einschlägige Sing-Casting-Shows oder Karaoke-Bars denken, wie man will. Tatsache ist, dass Singen damit populärer wird. Und das ist gut so, denn Singen ist gesund. Über die heilende Kraft der Musik und des Singens wurden in den vergangenen Jahren einige wissenschaftliche Studien verfasst und alle sind sich einig: Musik wirkt positiv auf Körper, Geist und Seele. Schon nach wenigen Minuten Singen strömen die Glückshormone, wie der Wiener Kommunikations- und Musikpsychologe Thomas Biegl in einer Untersuchung bestätigt hat: Die Produktion des Stresshormons Adrenalin wird gedämpft, das Gehirn schickt vermehrt die Botenstoffe Dopamin und Serotonin aus. Das steigert das Wohlbefinden.

Singen hat auch positive Effekte auf die Abwehrkräfte des Körpers. In einer Studie der Universität Frankfurt untersuchte der Musikwissenschaftler Gunter Kreuz den Einfluss auf bestimmte Immunwerte. Er nahm Speichelproben von Chorsängern und verglich die Werte mit Menschen, die eine Stunde lang nur Musik gehört hatten. Ergebnis: Die aktiven Sänger besaßen mehr Immunglobulin A im Speichel als die passiven Musikgenießer. Der Antikörper Immunglobulin A schützt die Schleimhäute vor dem Eindringen von Krankheitserregern und bringt die körpereigenen Abwehrkräfte auf Vordermann. Wer beim Singen die Zwerchfellatmung berücksichtigt, stärkt übrigens nicht nur seine Lunge, sondern bringt gleichzeitig auch seine Rückenmuskulatur und das Herz-Kreislauf-System in Schwung.

Balsam für die Seele

Singen ist nicht zuletzt Balsam für die Seele. Musikwissenschaftler Karl Adamek hat in mehreren Langzeit-Untersuchungen nachgewiesen, dass singende Menschen lebensfroher, ausgeglichener und zuversichtlicher sind als andere. Und die heilende Wirkung von Musik und Gesang hat sein Kollege, der Musiktherapeut Wolfgang Bossinger, viele Male beobachten können. Zuerst in der Arbeit mit krebskranken Kindern und später als Musiktherapeut in Göppingen, am Klinikum Christophsbad für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Singen scheint sogar einen lebensverlängernden Einfluss zu haben. Schwedische Forscher untersuchten in den 90er-Jahren mehr als 12.000 Menschen aller Altersgruppen und entdeckten, dass Mitglieder von Chören und Gesangsgruppen eine signifikant höhere Lebenserwartung haben als Menschen, die nicht singen.

Musik als Therapie

Musiktherapie wird seit 50 Jahren an der Wiener Musikuniversität gelehrt und gewinnt an Aktualität. Das hat seinen Grund vielleicht darin, dass sich immer mehr Menschen so begreifen, wie es die Musiktherapie vorsieht: als ein Wesen, das hört und gehört werden will, das nach Ausdruck, Gestaltung und Ästhetik strebt und sich in Beziehung mit einem anderen Menschen erkennen lernt. In der Musiktherapie wird Musik als Kommunikationsmittel eingesetzt. Das ermöglicht, auf einfach zu spielenden Instrumenten in Kontakt zu kommen. Musiktherapeuten wissen um die Mobilisierung von bestimmten Zentren im Gehirn und die Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin, Dopamin, Serotonin oder Oxytocin. „Die Wirkung der Musiktherapie daran dingfest zu machen, wäre aber eine Illusion. Das ist eher Forschungs- und Aufgabengebiet der Neurobiologie“, betont Mag. Katharina Fuchs, Musiktherapeutin an der Landesnervenklinik Wagner Jauregg in Linz. Eingesetzt werden kann Musiktherapie in allen klinischen Bereichen. Besonders entfaltet sie ihr Potenzial dort, wo Sprache fehlt oder problematisch besetzt ist – zum Beispiel in der Arbeit mit Menschen mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen wie Autismus und komatösen Patienten oder solchen, die an einer Psychose leiden. Studien zufolge wirkt die Musiktherapie bei psychischen Störungen oft besser als Medikamente.

Singen aktiviert also – darüber sind sich viele Wissenschaftler und Musiktherapeuten einig – die Selbstheilungskräfte des Menschen. Und das wäre so einfach: Denn singen kann jeder, egal wie alt er ist.

Mag. Kornelia Wernitznig

Hinweis: Dieser Text ist scheinbar aus einer Sängerzeitung. Wenn jemand sein Copyright verletzt sieht, bitte einfach melden. Ich verlinke gern.

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