Allgemein

Trauriges Deutschland!

1. September 2013

Liebe Leute, macht euch nichts vor:  Das #TvDuell zwischen Kanzlerin Angela Merkel und dem Herausforderer Peer Steinbrück war ein von den (Fernseh-)Medien hochgeblasenes Ereignis. Mit einem niederschmetternden Ergebnis: Es hat für einen halbwegs klugen Zuschauer kein Ergebnis gebracht, etwa für eine Wahlentscheidung. Die Gründe dafür offensichtlich.

Das Format: Anstrengend. Vier Menschen mit sehr unterschiedlichen Anchor-Formaten fragen zwei eloquente Politiker, eher einer Schau gleichend, als einer vernünftigen Befragung. Beispiel? Niemand (!) der Moderatoren hat die „Teflon“-Kanzlerin eindrücklich mit Fragen in eine konkrete Antwortsituation zwingen können. Der Herausforderer nach meinem Empfinden wie immer etwas präziser, aber zuweilen auch resignierend ob der schlechten Fragen der angestrengt engagiert wirkenden Frager-Profis. Hm.

Was wiederum die Frage erlauben muss, wie schlecht die Situation der Medien in diesem Wahlkampf aussieht. So sehr sich die TV-Anstalten auch um die Integration des Netzes bemühen, das eher bärbeißige Format hat nach meiner Meinung der Wahlverdrossenheit wiederum einmal mehr Vorschub geleistet. Erneut ehrlich: Wenn es allein auf Twitter zu einem Thema wird, dass Stefan Raab zur Auflockerung beiträgt, steht es ja wahrlich nicht zum Besten um diese vielleicht so gar nicht merkwürdige Sendung, im besten Sinne seiner Bedeutung.

Wie behäbig und letztlich peinlich diese Auseinandersetzung am Ende war, zeigt etwa, wenn Super-Moderator Jauch eine Runde dazu einlädt, die einmal mehr deutlich macht: Es geht um nichts. Wir plaudern nur drüber. Da werden von inkompetenten Menschen Dinge bewertet, von denen sie schlichtweg keine Ahnung haben. Jauch erledigt so etwas übrigens souverän. Weil mehr kann er nicht.

Am Ende bleibt für mich ein ganz schlechtes Bild: Wir erleben ein eingelulltes Deutschland, dass nicht mehr in der Lage ist, die politische Lage offen und transparent zu diskutieren. Die Schuld dafür hier in Kürze formuliert tragen viele: Die Parteien, die immer erst dann auf die Wähler zugehen, wenn sie dringend ihre Stimmen brauchen. Vorher nicht. Die Medien, die sich von der Politik lange genug haben einlullen lassen, sich in dieses politische System haben einbetten lassen, um am Ende Fragen zu stellen, die an Facepalm nicht zu überbieten sind. Insbesondere die öffentlich-rechtliche TV-Landschaft, bei der noch immer Führungspositionen nach Parteienproporz besetzt werden, muss sich eigentlich heute nach dieser „Show“, die genau das nicht werden sollte, ernsthafte Fragen stellen lassen.

Vermutlich wird der Blätterwald morgen grausam werden, weil auch hier nur nur die seltsam steifen Platitüden wiederholt werden, die die Kandidaten die meiste Zeit von sich gegeben haben.  Weil sie nicht anders befragt wurden. In nur ganz wenigen Situationen habe ich etwas anderes erlebt. Und das viel, viel zu selten. Denn: Das Format, wie erwähnt, war darauf nicht versessen.

Im Gegenteil: Viele wichtige Fragen wurden nicht gestellt, von der wirklichen Zukunft war keine Rede. Dass, was angerissen wurde, konnte nicht im Ansatz vertieft werden.  Demographie,  Zukunft, Ökologie, Energiewende – nahezu kein Wort dazu, jedenfalls kein bemerkenswertes. Wäre ich Erstwähler, hätte ich nach einer halben Stunde meine Lieblingskneipe zu einem fröhlichen Betrinknis mit meinen Freunden aufgesucht.

Die Sendung zu sehen, hat mich etwas Überwindung gekostet, der Second-Screen Twitter hat es heute auch  nicht wirklich rausreißen können. Am Ende: Schade um die Zeit. Und die Entscheidung für mich, nach nunmehr 32 Jahren Wahlberechtigung am 22. September vielleicht zum ersten Mal nicht zur Wahl gehen zu wollen, hat es auch nicht in eine befriedigend richtige Richtung befördert.

Trauriger cdv!. Trauriges Deutschland.

cdv!

You Might Also Like