Ein denkwürdiger Sonnabend.
Entspannt verbringe ich den Nachmittag shoppenderweise in Köln, um später zum Bloggertreffen #btk13 zu reisen. Einige bekannte Gesichter sind dort, die ich gern wiedersehe. Und neue Gesichter, zumeist viele fröhliche und sehr junge Bloggerinnen und Blogger, die an diesem Abend viel Spaß haben. Am Ende ein sehr langes Gespräch, dass mich sehr beeindruckt.
Leonie ist Psychologie-Studentin. Sie berichtet über ihr Studium, gern auch über ihr Leben. Etwa über die Erfahrungen, die sie mit ihrer Leukämie-Erkrankung gemacht hat. Sie erzählt auch von ihrer Mutter, von der sie über viele Jahre großartige Unterstützung erfährt. Wir reden lange über Politik, über Bildung, das Bildungssystem. Sie erzählt mir von ihrer Therapie, die ihr sehr geholfen hat. Sie berichtet über ihre Erfahrungen, ihre Vorstellungen, von ihrer Zukunft, die sie anstreben möchte.
Wir reden über Menschen und Kontakte, wir reden über das Internet. Vorsichtig rate ich ihr zu etwas mehr Mut, etwas mehr Souveränität. Sie erzählt von ihrer Beziehung, über das Glück. Sie ist offen und ehrlich, sehr sympathisch. Und zielstrebig, mit viel Übersicht. Gemeinsam mit ihrem Freund geht es auf den Rückweg. Und noch an diesem Abend startet sie ihren Twitter-Account. Ich freue mich sehr darüber.
Jenny ist Auszubildende für Spedition- und Logistikwesen. Wir warten gemeinsam auf den Zug nach Aachen. Es ist nach 23 Uhr. Und es dauert aufgrund einiger Störungen noch eine ganze Weile, bis dieser Zug endlich kommt. Zwischenzeitlich kommen wir ins Gespräch. Und sie erzählt so viele spannende Dinge, dass ich ins Staunen komme. Jenny ist 22. Und ehrgeizig. Und sehr fleißig. Neben ihrer Ausbildung arbeitet sie jeden Sonntag im Sonnenstudio. Darüber hinaus hilft sie bei Veranstaltungen als Kellnerin. Nicht einfach nur so, denn sie hat auch noch ein Team aufgebaut, dass sie bei Bedarf an den Start bringen kann. „Und ich mache anderen die Haare“, erzählt sie. „Alles, außer schneiden“. Das hat sie sich selbst beigebracht.
Ich frage sie, warum sie so viel arbeitet. „Weil ich damit meinen Lebensstandard halten kann“, berichtet sie. Wohnung, Auto und Pferd wollen bezahlt werden. Sie plant immer genau, sie macht. Die Schritte nach der Ausbildung stehen schon fest. Jenny erzählt von ihren Eltern, von den Erfahrungen mit ihrem Vater. Irgendwann nach der Scheidung der Eltern haben sie begonnen, wieder miteinander zu reden. „Das ist das wichtigste in allen Beziehungen!“ Und nach dem frühen Auszug mit nur 17 Jahren und einer schlechten Erfahrung mit der ersten Partnerschaft wächst da gerade wieder etwas mit einem Klassenkollegen. Sie lächelt, ihre Augen strahlen ein wenig mehr. Sie ist ohnehin sehr hübsch.
Sie staunt dann ein wenig, dass sie mir das alles so freimütig erzählt hat. Einige Haltestationen vor Aachen steigt sie aus. Herzlich umarmen wir uns zum Abschied. Keine Telefonnummer, keine Mail-Adresse. Wir gehen einfach so auseinander.
Ich denke an diesem Abend noch sehr lange über die beiden klugen und offenen Frauen, die ich heute zum ersten Mal gesehen habe, die mir vertrauensvoll so viel erzählt haben. Ein wirklich denkwürdiger Sonnabend.
cdv!