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Blogposts machen Barcamps kaputt

31. Oktober 2014

„Zeigen sie mir doch mal die Blogposts zum letzten Barcamp“, schreibt mir der Chef, als ich ihn bitte, die Reisegenehmigung zu unterschreiben. Ein leichtes Unterfangen, schnell zusammengeklickt, abgesendet. „Meinen sie das ernst?“, kommt dann als Antwort. Twitterer kennen das: Ich verstehe die Frage nicht. Der Chef versteht allerdings nicht, warum ich zu einem Barcamp fahre. Denn das, was andere dazu bloggen, ist in vielen Fällen schlichtweg Mist. Liegt vielleicht daran, dass es Blogger sind, in sehr unterschiedlichen Facetten. Was wiederum liebenswert ist, wenn man die Bloggerszene kennt. Fakt: Viele Entscheider kennen sie nicht. Andererseits: Bloggen heißt ja nicht, dass man wirklich schreiben kann. Obgleich es viele Blogger gibt, die vielleicht besser schreiben als Journalisten. [Der Einstieg ist fiktiv, meine tatsächliche Situation ist anders.]

These: Das, was wir mit diesem eigentlich guten Format anstellen, verkaufen wir nicht gut genug. Dass wir dort Wissen teilen, wird anschließend nicht deutlich genug. Denn, was wir dann im Netz teilen, ist, wie schon bemerkt, oft Mist.

Selbstkritik: Geht mir genau so. Die Zahl der Blogbeiträge nach den Camps wird gefühlt immer weniger. Wir opfern das Wochenende, reisen an, nehmen teil, reisen wieder ab. Und dann hängen wir mit dem üblichen Camp-Blues wieder im Hamsterrad. Es war so schön. Wir hatten uns alle lieb.  Das Communitymanager Barcamp #ccb14 war tatsächlich gut. Geschrieben habe ich bis heute nichts dazu. Es fehlte die Zeit.

Orrrr, jetzt noch bloggen? Mal sehen. Wo war ich eigentlich überall? Habe ich mitgeschrieben? Nope, in den meisten Fällen nicht. Warte mal, ich hab‘ die Slides fotografiert, ich toller Hecht. Hecht? [Insider] Was in vielen Fällen dann doch noch ins Netz gespült wird, fällt dann noch in die Rubrik „Warum ich eure Blogposts scheiße finde“. Dass wir tatsächlich etwas gelernt haben, uns auseinander gesetzt haben, eifrig diskutiert und vielleicht sogar disputiert haben, wird erstaunlicherweise nicht deutlich. Es findet in diesem Netz nicht statt. Nicht einmal, wenn es eine schlechte Session gab. Wir sind nett zueinander.

Sozialromantik ist in diesem Fall fehl am Platz; keine Frage, das viele Camps organisatorisch und etwa auch durch Themenfokussierung deutlich besser geworden sind. Dennoch suchen wir in vielen Fällen immer händeringender nach Sponsoren. Warum eigentlich? Wenn wir wissen, welchen Wert diese Veranstaltungen für uns haben, können sie von mir aus auch bis zu 50 oder 70 Euro kosten. Meine Meinung. Einige Blogposts, die zwar fleißig den Sponsoren danken, möchte ich als Sponsor lieber nicht haben. Da steht nämlich nichts drin.

Die Gefahr besteht, dass wir uns sehr gern „Klassentreffen“ organisieren, weil wir uns alle mögen. Dem ist ja so. Nur: Dann müssen wir sie auch so benennen. Und nicht erwarten, dass jetzt alle das Format so geil finden. Wir freuen uns immer, wenn so viele „Newbies“ da sind. Wir denken nicht daran, dass es eigentlich immer der harte Kern ist, der sich da trifft. Die „Newbies“ sind ja leider nicht der künftige harte Kern. Denn sonst müssten die Barcamps ja stetig größer werden. Dem ist nicht so.

Fazit: Das Format schwächelt. Es liegt an uns. Das, was wir gut finden, müssen wir besser verkaufen. Das muss jede Marke und jedes Unternehmen auch. Wir müssen schon deutlicher werden, warum genau diese Veranstaltung geeignet ist, den Laden nach vorn zu bringen. Denn das ist ja das eigentliche Ziel: Uns nach vorn bringen, damit den Laden nach vorn bringen, Weltfrieden.

Ich bin streng, ich weiß. Ich weiß auch, dass ihr mich genau deshalb (nicht) gut findet. Egal. Ich sorge mich um das Format, dass ich sehr mag. Und sehe, dass (viele) andere das nicht tun. Genau daran müssen wir arbeiten. Mit besseren Blogposts.

cdv!

PS: Ich habe ganz bewusst darauf verzichtet, einige gute oder schlechte Blogposts zum #ccb14 zu verlinken. Nur den hier: #ccb13. Um die dort gestellte Frage zu beantworten: Nein, noch immer nicht.

 

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  • Kai Thrun 1. November 2014 at 09:43

    Danke für den Anstoss. Du wirst mir wieder häufiger dabei finden, etwas aktiv beizutragen. Wird wohl Zeit, dass Ruder wieder in die Hand zu nehmen ;)

    LG
    Kai

  • Jan Theofel 2. November 2014 at 20:16

    Wir sollten daran nicht nur mit besseren Blogspost arbeiten (das auch!), sondern auch mit besseren Barcamps. Wie schaffen wir es, dass ein Barcamp nicht zum Klassentreffen verkommt aus dem nach 2-3 Jahren die Luft raus ist?

    Ein kleines aktuelles Beispiel: Hier auf dem Barcamp über politischen Widerstand, haben wir am Anfang nur sehr verhalten die angefragten Sessiondokumentationen erhalten. Also erstellte wir kurzerhand einen Dokumentationszettel. Ganz klassisch, old school auf Papier. Das war gestern. Heute begann die Teilnehmer und aktiv danach zu fragen, wenn wir vergaßen, den Zettel zu verteilen. Alle bis auf eine Session sind auf diesem Weg dokumentiert worden und auch so kombinierbar. Manchmal nur in zwei Sätzen. Manchmal mehr.

  • Barcamps: Twitter ist gut, Blogs noch besser | Nur ein Blog 3. November 2014 at 21:15

    […] de Vries schreibt unter dem Titel Blogposts machen Barcamps kaputt, dass man immer weniger (gute) Blogartikel zu Barcamps findet. Nun, über Qualität kann man […]