„Ganz ehrlich? Aus dem Bauch!“ – Schon erfrischend, wie Christian Gisi, Head of Marketing bei Mammut, die Frage nach den Entscheidungskriterien für Marketing-Aktionen des Outdoor-Ausrüsters beantwortete. Gisi gehörte zu den Referenten der zweiten „Beef4Brands“, die das Munich Digital Institut im Münchener Sofitel veranstaltete.
Einen Tag widmeten sich mehr als 100 Teilnehmer dem großen Thema „Digitalisierung der Marke“. Neben Gisi gehörten unter anderem Sascha Welters von Twitter, Sebastian Heinz von Foodboom, Steven Cook von edenspiekermann, Christian Buggisch von Datev und Dr. Luv Singh von Mindgeist zu den Referenten. Sehr gut besetzt war auch das von Maren Martschenko moderierte Panel zum Thema „Reduce to the Sex?“. Erfrischend zudem im vielfältigen Programm: Sascha Pallenberg von „Mobile Geeks“, eher irritierend: Sina Trinkwalder von „manomama“.
Mehr Beobachtung als Fragen
Dem Kampf um die das immer knapper werdende Gut Aufmerksamkeit widmete sich Dr. Luv Singh in seiner beeindruckenden Keynote. Mit sehr aufwändigen Messmethoden sucht Singh dabei in den Bereichen Psychologie, Soziologie, Web- und Data-Mining nach Emotionen, etwa auch jenen, die von Marken ausgestrahlt werden (oder nicht). Es gilt, die Vorstellungsbilder der Konsumenten zu enthüllen, um daraus eine resonanzfähige Kommunikation ableiten zu können. Keine leichte Aufgabe, wie Singh darstellte. Immerhin hat jede Interessengruppe ganz eigene Vorstellungsbilder, die sich groß unterscheiden können. Singh plädiert hinsichtlich der zu untersuchenden Emotionen für mehr Beobachten als Fragen zu stellen sowie zu einer kontinuierlichen Analyse.
Das „Emotionalität“ für sie in der Markenführung ein Thema ist, zeigten der schon erwähnte Christian Gisi mit großartigen Gipfelbildern wie auch Christian Buggisch, Datev. Der 93-jährige Gründer der Genossenschaft stand im Jubiläumsjahr als Testimonial zur Verfügung, wie Buggisch mit einem beeindruckenden Video zeigen konnte. Sein Beitrag auf der „Beef4Brands“ ist an dieser Stelle nachzulesen. Ganz anders emotional Sascha Pallenberg vom Tech-Blog „Mobile Geeks“. Er sieht die immer weiter wachsende Plattform nicht als Journalist, sondern als leidenschaftlicher Macher: „Wir machen Meinung“, so Pallenberg deutlich. Dem Marketing vieler Unternehmen schreibt er kein gutes Zeugnis aus, vielmehr sieht er sie „…in die Kanäle flüchten“.
„Mit Frauen reden“ hieß am Ende das Fazit des Panels „Reduce to the Sex? Wie sich die Zielgruppe Frauen wirklich gewinnen lässt“. Maren Martschenko hatte sich dazu mit Diana Versteege (SheCommerce), Nicola Hofmann (konsumgöttinen), Christian Gisi (Quotenmann! von Mammut) und Daniela Altmayer (frauenzimmer.de) unterhalten. Dass so einfach formulierte Fazit zeigt einmal mehr auf, dass es mit der richtigen Ansprache des Geschlechts in vielen Unternehmen immer noch hapert.
Kritik an Unternehmen
Durchaus emotional ist auch der Hintergrund für Foodboom, das Sebastian Heinz vorstellte. Die Plattform macht in der heiß umkämpften Branche von sich reden. Heinz plädiert für gute und überlegte Technik, für eine gute Zusammenarbeit mit den Unternehmen. Allein auch: „Wir müssen sehr häufig noch sehr viel erklären“, formuliert er leise Kritik an viele Vertreter von Unternehmen.
Während die Beiträge von Sascha Welters (Head of Brand Strategy Twitter Deutschland) und von Gunner Jans und Peter Bilz-Wohlgemut (The Digitale) wenig leidenschaftlich und zu durchschaubar waren, ließ Sina Trinkwalder von manomama einige Teilnehmer der Marken-Konferenz irritiert zurück. „Was ist manomama ohne Sina Trinkwalder?“ wollte etwa Moderator Daniel Hanke wissen. Und während sie deutlich machen wollte, dass das Unternehmen auch ohne sie auskomme, weil sie ohnehin viel unterwegs wäre, blieben viele Fragen offen. Trinkwalder, die sich durchaus charmant und sogar etwas kapriziös (etwa mit einem Schalker „Gazprom“-Trikot) präsentierte, konnte dabei nicht deutlich machen, wie die durchaus lobenswerte Aktion ihres Unternehmens, das mit sozial benachteiligten Menschen arbeitet, von der Person gelöst werden kann. So nachhaltig die in Deutschland gefertigten Produkte sind, so wenig nachhaltig ist die Konstruktion des Unternehmens.
Forderndes Programm – Breite Vielfalt
Die besonders hohe Zahl und damit gleichsam die breite Vielfalt der Referenten gehörte zu den besonderen Vorteilen der eintägigen Konferenz des Munich Digital Institute und ihren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das stramme Programm fordert, bietet dadurch aber einen besonders lebendigen Einblick in die unterschiedlichen Marketing-Ansätze für die Marke. Durchgehendes aber nicht bestrittenes Thema war natürlich „Content-Marketing“, nur ab und an am Rande erwähnt „SnapChat“ (wenngleich Carsta Maria Müller von ProSiebenSat1 dazu kurz referierte). Wünschenswert wären lediglich einige weitere interaktive Elemente für die Konferenzbesucher, etwa durch Poster-oder Mitmach-Aktionen im Pausenbereich, um weitere Gespräche zwischen den Teilnehmern anzuregen. Fazit der Veranstaltung: Empfehlenswert. Eine weitere Konferenz soll Anfang Juni nächsten Jahres stattfinden. In welcher Form, so Christian Henne, sei noch nicht entschieden.
cdv!