Seit nunmehr drei Monaten arbeite ich in Dortmund beim Sozialen Zentrum. Weiterhin: Es macht mir große Freude. Und ich freue mich natürlich auch, wenn es hier in der Stadt Initiativen gibt, die sich mit der Digitalisierung befassen. Etwa die Digitale Woche Dortmund, kurz und mit Hashtag #diwodo. Vom 26. bis 30. September, so heißt es in der Presseinformation der Stadt Dortmund, „werden über 150 Events, Workshops, Präsentationen und Konferenzen rund um das Thema Digitalisierung angeboten – unkompliziert, offen und kostenfrei.“
Ähm, nö. Mein Eindruck, nachdem ich versucht habe, mich mit dem Programm und den Angeboten zu befassen: Das ist nicht so. Weder unkompliziert, nicht immer offen und kostenfrei.
Einige Beispiele, nachdem ich im Programm auch nach Veranstaltungen gesucht habe, die ich den Kolleginnen empfehlen kann. Wir haben vier sehr verschiedene Fachbereiche, schon mal nicht einfach.
- Fachtag Digitale Bildung
Ein Punkt, der vielleicht für die Kolleginnen der Beratungsstelle Westhoffstraße in Frage kommen könnte. Die Veranstaltung soll von 9 bis 16 Uhr dauern. Auf der Programmseite zu der Veranstaltung der #diwodo steht jedoch kein Programm. Es gibt einen Link zur einer Seite der Stadt Dortmund. Dort versteckt sich auch das Programm als pfd-Datei. Warum nicht gleich auf der Eventbeschreibung? Sie überlegen das mal. Ich habe nämlich einfach angerufen.
- Veranstaltung der VHS
Irgendwo gelesen, dass die VHS ein Digitallabor eröffnen will im Rahmen der #diwodo. Also VHS in die Suche eingegeben. Ergebnis: 157 Treffer. Das sind zufällig alle Veranstaltungen der #diwodo. Volltreffer!
- Bits & Currywurst
Messe und Talk zu allen möglichen Themen gemeinsam mit der PHP-Konferenz. Und das im Stadion, was ja in der Stadt nicht die schlechteste Adresse ist. Leider ist die Veranstaltung im Teaser schlecht beschrieben. Dass der Digitalminister zugeschaltet wird, dass der Pallenberg da ist, das steht da alles nicht. Ach, ja, die Uhrzeit der Veranstaltung ist auch falsch. Kann ja mal passieren.
Und, der kleine oder eher große Haken: Kostenfrei mal gar nicht, vielmehr kostet das Ticket für den Tag mehr als 400,- Euro. So so. Digital-Gedöns hin oder her, hier gibt es mal keine E-Mail-Adresse als Kontakt, immerhin eine kostenlose Rufnummer. Erster Anruf um 8.53 Uhr, keiner da. Okay, vielleicht zu früh. Zweiter Anruf um 9.27 Uhr. Wieder niemand da. Dann, Überraschung, ein Rückruf um 9.37 Uhr. Frage gestellt, soll per E-Mail beantwortet werden. Bin gespannt.
- Wohlfühl-Arbeitgeber
Der Teaser in der Programmübersicht ist so gut, dass ich drauf klicke. Wie man Wohlfühl-Arbeitgeber wird, will ich auf jeden Fall wissen. Oha, jetzt staune ich. Lana und Christian wollen mir das online erklären, wie sie als SAP-Beratungshaus zum Wohlfühl-Arbeitgeber werden. Das alles in 45 Minuten. Na, macht ihr mal. Schöne Werbung für euch, wenn es denn klappt.
- Wunsch-Arbeitgeber
Noch so eine geschickte Überschrift, ich klicke. Und jetzt bin ich endlich mal angesprochen. Wie unser Unternehmen mit Change und Transformation zum Wunsch-Arbeitgeber werden. Liest sich gut. Ich gucke genauer: Der Vortrag (!) online soll 45 Minuten dauern. Ok, das reicht bei dem komplexen Thema? Meine linke Augenbraue hebt sich, kein gutes Zeichen. Ich will es genauer wissen, und klicke auf den Link des Veranstalters Materna tmt. Geschickt gemacht: Der Link führt mich direkt zur #diwodo. Einmal mit Profis.
- Social Media
Ach guck‘, eine Einsteiger-Veranstaltung zum Thema Social Media. Vielleicht nichts für mich, aber vielleicht für die Kollegen geeignet. Jetzt hebt sich die zweite Augenbraue, ein noch schlechteres Zeichen. Der Vortrag (!) online einer Social Media-Agentur dauert – ratet mal – 45 Minuten. Noch mal quergeklickt: Der Head of Digital Strategy dieser Agentur hat 25 Follower auf Twitter.
Jetzt ist meine Laune komplett im Keller. Kurzum: Das ist nicht gut genug. Ja, es ist schön, insgesamt 157 Veranstaltungen anbieten zu können. Nein, es ist nicht schön, wenn niemand das Angebot mal einer Qualitätsüberprüfung unterzieht. Es ist nicht schön, wenn allein in der Programmübersicht die wichtigsten Faktoren und Hinweise fehlen. Gibt es keinen Platz mehr im Internet? Passt das da nicht hin? Warum weist kaum eine der Veranstaltungen eine E-Mail-Adresse auf, um vielleicht etwas nachzufragen? Ab und zu steht eine Telefonnummer dort, in vielen Fällen ist auch der Anbieter verlinkt (manchmal sogar erfolgreich), aber auf deren Seiten steht zu der Veranstaltung nichts.
Mal ehrlich: Das geht besser. Ich gucke jetzt noch mal, ob ich nicht doch noch die ein oder andere Rosine finde, sonst war’s das mit der #diwodo. Leider fehlt in Dortmund noch immer ein gescheites und offenes Barcamp. Mal überlegen.
cdv!