„Ein völlig anderes Leben. Es ist nichts mehr wie vorher“, schrieb ich heute in einer Nachricht. Es ist banal. Es ist so.
Nachdem mich kurz vor den Weihnachtstagen die Diagnose „Hodenkrebs“ völlig von den Füßen geholt hat, war es zunächst die Operation, die ich recht gut überstanden habe. Jetzt ist es die Chemo-Therapie, die noch einmal alles komplett verändert. Und das ist, so ahne ich, nur der Anfang einer Phase von mindestens noch acht Wochen, die die Therapie allein aus medizinischen Gründen braucht.
Die „Cocktail“-Woche im St. Marien Klinikum Amberg habe ich leidlich überstanden. Als völlig unerfahren in Sachen Krankenhaus-Patient war es in den ersten Tagen ein Sortieren und Einordnen. Die medizinischen Prozeduren waren erträglich. Gleichzeitig nervig, weil es tatsächlich nicht angenehm ist, jeden Tag rund um die Uhr mit einem Zentralen-Venen-Katheter am Hals herumzulaufen, noch dazu ein Gestell mit mir zu führen, an dem die Infusionen hängen, an dem dann auch noch ein Tröpfchenzähler namens „Argus“ wacht und bei Unregelmäßigkeiten noch nerviger piepst.
Das Unwohlsein hält sich noch in Grenzen. Der Kopf ist etwas matschig. Der ganze Körper fühlt sich etwas schwer an. Derzeit schmecke ich nicht richtig. Das nervt. Und ich bin langsam. Es geht nicht mehr so rasch. Etwas ungewohnt für den sonst Leichtfüßigen, der immer schon gern gehopst ist.
Besonderen Dank gilt jetzt schon der Station F2 im Klinikum. Den Mitarbeiterinnen der vorrangige Dank: Umsichtig, freundlich, hilfsbereit, zuvorkommend und auch in ungewohnten Situationen aufgeschlossen; viel besser hätte es nicht kommen können. Ein weiterer Dank gilt dem Zimmergenossen, der sich mit Sicherheit das ein oder andere Mal gewundert hat ob des rätselhaften Patienten. Dennoch haben wir die Woche mit Bravour gemeistert.
Die medizinische Qualität der Ärzteschaft kann ich nicht beurteilen, hier gilt ein Grundvertrauen, wenn auch immer kritisch begleitet. Viele Fragen habe ich derzeit ohnehin nicht. Es mag auch an meiner eigenen Situation liegen, dass ich dennoch hier leichten Unmut spüre. Das liegt auch am System Krankenhaus, welches mir in dieser Situation nicht sonderlich behagt. Ob ich das in den nächsten Wochen noch verändern möchte, weiß ich heute noch nicht.
Ich weiß, dass ich für die nächsten Wochen noch besser organisieren muss. Schon jetzt gerät die Selbstständigkeit an leichte Grenzen. Das wird nicht besser, so schon die oben beschriebene Ahnung.
Für mich völlig neu: Ich kann Twitter und Facebook in den letzten Tagen nur schwer ertragen, ich halte es nicht lange aus. Die sporadischen Blicke auf die Timeline reichen, um mich dann schnell wieder abzuwenden. Lieber sind mir dort und auf anderen Kanälen direkte Nachrichten, die irgendwann auch Antworten erhalten. Wenn ich die Muße dazu habe.
Ich melde mich, wenn es relevante Neuigkeiten oder Veränderungen gibt. Kann dauern. ;)
cdv!
Lieber Christian, ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Man wird doch sehr nachdenklich, wenn man Deinen Post liest. Musste aber dennoch schmunzeln: nomen est omen. Ausgerechnet Dein überwachungsgerät heißt „Argus“. Das ist einfach bizarr.
Das soll hier einfach als aufmunternder Kommentar dienen, irgendwie. Ich hoffe, du hast es dann bald durch.
Lieber Christian,
gut beschrieben, deine Situation.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen die Kraft,die du jetzt benötigst um den Mist durchzuhalten und gute Gedanken,dass du wieder richtig gesund wirst. So Dinge,“du schaffst das schon,Kopf hoch“ gehen gar nicht.
Da sind die Leute unsicher…
Es ist eine sehr schwierige Zeit,die du nicht in der Hand hast.
Gib jetzt ab und vertraue denen,die dir helfen,dich unterstützen,einfach da sind!
Ich bin ja nach meiner Krankenschwesternausb. noch in die Intensivmedizin gegangen,und jetzt schon 23 Jahre Physiotherapeutin.
Ich habe so viele Krebspatienten mit begleitet und kann dir nur sagen,dass Gefühle in Händen u Füßen ,sowie auch der blöde metallische Geschmack zurückkommen :).
Nimm dir nun deine Aus-Zeit,es geht nicht anders…
Ich drücke dir ganz feste die Daumen,dass du alles(!) einigermaßen gut überstehst und du in einigen Monaten hier deine Erfahrungen wieder ganz anders“ zu Papier bringst“;).
Gottes Segen,alles Liebe,Sabine
Lieber Christian, ich wünsche Dir alles erdenklich Gute, viel Kraft und schnellstmögliche Besserung, damit Du bald wieder hopsen kannst. Zum Glück geht es auf den Frühling zu, somit werden die Tage llänger, und bald alles wieder farbenfroher. Das hilft dem Gemüt. Herzlichste Grüße aus Schweden, Anja.
Die Daumen sind gedrückt!
Ich sag nur: Alles Gute und viel Kraft! Der Text hat mich sehr berührt.