Der Kulturwandel hat ja noch seine Tücken. Wie wohl alle Kulturwandel. Da sind jene vermeintlich den anderen um Lichtjahre voraus. Da sind jene, die gar nicht mitgehen wollen. Und da sind die, die immer alles besser wissen… (Danke, Sascha!) Und, zugegeben, es ist ja gar nicht so leicht, das Wirrwarr in diesem Internet zu erkennen, die zuweilen besondere Sprache zu entziffern, die Gesetzmäßigkeiten zu erfahren, die Techniktücken zu wissen.
Das kann für Frau oder Mann schon schwer sein, wenn sie oder er dort, wie auch immer, ganz privat im Internetz unterwegs ist. Und es gibt ja noch jene, die das beruflich betreiben, also was mit Medien machen. Auch hier gilt Authentizität, wichtigstes Kriterium ever; es gelten auch Offenheit, Ehrlichkeit, wohl auch Mut und besonders: Spaß!
Dies ist aber nicht immer ganz so einfach, wenn man quasi per Auftrag unterwegs ist. Identifikation gehört schon mal auch dazu, unbedingt. Aber auch das menschliche, trotz und wegen Auftrag. Aber es ist am Ende nicht wirklich gleich, der persönliche Account und der vielleicht aufträgliche Account.
Etwa bei twitter, wo ich nun seit mehr als vier Jahren mein „Großraumbüro“ habe, Spiel- und Spaßwiese, bis hin zu ernsthaften Fragen und Antworten, die oft dringend benötigt werden, und dort unbürokratisch erledigt werden können. Ganz anders sieht es aus für die opernwerkstatt, deren twitter-Account ich nun im dritten Jahr betreue. Während ich mich an der Vernetzung der vielen Kultureinrichtungen ehrlich freue, betrübt mich doch eins: Der Retweet fehlt.
Ganz anders auf meinem privaten Account, wo der RT üblich ist, manchmal erbeten wird, von Freunden gern „erteilt“ wird, der RT passiert immer. Nicht so bei der opernwerkstatt, wo ich in diesem dritten Jahr die RTs nahezu an einer Hand abzählen kann. Folge der Beruflichkeit? Vermute mal das, denn mit dem Feierabend erlischt auch die Betriebsamkeit, von einzelnen Aktivisten und Einzelkämpferinnen mal abgesehen.
Und dabei ist es doch genau das, was das Netz am besten kann: Das Teilen. Das schnelle, unkomplizierte und erneut unbürokratische Verteilen in viele andere Netze, und noch mehr Netze, und noch viele, viele mehr. Man muss es nur tun.
Dass es beim Gesichtsbuch genauso ist, brauche ich kaum noch erwähnen; auch hier ist die Systematik gleichermaßen. Bleibt mir weg mit dem „Like“, mit diesem „Daumenhoch“, vergesst das. Oder macht das auch. Aber macht vor allem eins: Teilt es, wenn ihr es mögt. Show some love, würde Daniel sagen.
Also, denkt dran: Teilen, Baby!
cdv!
Für mich ist die Nutzung von Sozialen Netzwerken (egal ob gezwitschert, geliked, geplust oder sonstwas wird) wie im persönlichen Dialog auch. Wenn mich etwas interessiert, erwähne ich es einmal, wenn ich von etwas begeistert bin zweimal. Und ich kann mir sicher sein, dass je öfter ich dieselben Dinge dreimal erwähne, ich von meinen Gesprächspartnern nicht mehr ernst genommen werde. Und je mehr Dinge ich „toll“ und „super“ und „fantastisch“ finde, umso weniger Wert wird von meinen Gesprächspartnern der einzelnen Sache beigemessen.
Ich kann mich nicht mit allem beschäftigen, was mir im persönlichen Dialog von meinen Gesprächspartnern empfohlen wird. Viel weniger (weil deutlich mehr Empfehlungen) kann ich mich mit dem beschäftigen, was mir auf Sozialen Netzwerken so um die Ohren fliegt, weil’s von irgendwem, auf dessen Meinung ich Wert lege (und dem ich daher folge) gepostet wurde. ich wähle da selektiv aus. Unterschiedliche Absender haben unterschiedliches Gewicht, zudem spielen bestimmte Signalbegriffe in den Postings eine große Rolle. Je unklarer, worauf ein Post hinaus will, umso geringer die Wahrscheinilichkeit, dass ich mich überhaupt mit ihm beschäftige.
Soweit so Filter. Da ich selbst meinen Empfehlungen einen gewissen Wert beimessen möchte, werde ich jedoch nur sehr ausgewählt rezwitschern, reliken, replusen und sonstwas tun. Und dabei insbesondere eben auch – wie im persönlichen Dialog – mich an dem orientieren, von dem ich antizipiere, dass es meine Follower, Freunde oder wie auch immer diese Gruppe heißt, interessiert.. Und: Für häufiges Weiterempfehlen fehlt mir – obwohl gefühlt noch jung und den Jahren nach noch nicht all zu alt – dann auch etwas zu sehr die kindliche Begeisterungsfähigkeit, die bei allem was dem Kind gefällt einen begeisterten Ausruf hervorruft (der anwesende Erwachsene bei allzu hoher Frequenz dann auch recht schnell nervt).
Just my 2 cents.